Kohlenwasserstoffe sichern Resilienz
Deutschland braucht auch in einer CO2-neutralen Zukunft Kohlenwasserstoffe. Erneuerbarer Strom allein kann nicht alle Wirtschaftssektoren zuverlässig versorgen. Die deutsche Kohlenwasserstoffwirtschaft deckt heute ein Drittel der inländischen Energieversorgung und bleibt zentral für die Versorgungssicherheit.
Kohlenwasserstoffe sind weit mehr als Kraft- und Brennstoffe: Sie liefern Grundstoffe für Kunststoffe, Baustoffe, Pharmazie und Kosmetik sowie technische Betriebsstoffe wie Bitumen, Wachse und Schmieröle. Diese vielfältigen Anwendungen und Einsatzfelder sichern verzweigte Wertschöpfungsketten, Wohlstand und Arbeitsplätze – von Raffinerien über Tanklager und Pipelines bis zu Tankstellen und Logistik.
Kritische Infrastrukturen brauchen flüssige Energieträger
Ihre hohe Energiedichte verbunden mit ihrer guten und bewährte Speicher- und Transportfähigkeit machen insbesondere flüssige Energieträger unersetzlich für Bereiche der kritischen Infrastruktur. Dieselbetriebene Anlagen sichern in Notfalllagen und bei Netzstörungen die Notstromversorgung von Krankenhäusern, Rechenzentren und Wasserwerken bei Netzausfällen.
In Krisen wird ihre strategische Bedeutung besonders deutlich: Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und Militär sind auf flüssige Kraft- und Brennstoffe angewiesen. Sie garantieren die Handlungsfähigkeit des Staates in Katastrophenlagen und geopolitischen Krisen.
Der Erdölbevorratungsverband (EBV) hält seit 1978 strategische Reserven von mindestens 90 Tagen der jährlichen Nettoimporte vor – Rohöl, Benzin, Diesel, Heizöl und Kerosin, gelagert an etwa 140 Standorten. Im Krisenfall kann das Bundeswirtschaftsministerium diese Vorräte freigeben, um die Versorgung von Bevölkerung und öffentlichen Einrichtungen zu sichern – technisch und wirtschaftlich mit Batteriespeichern nicht realisierbar.
Geopolitische Realitäten erfordern Resilienz
Das veränderte sicherheitspolitische Umfeld seit 2022 unterstreicht die Notwendigkeit resilienter Energieversorgung. Russlands Angriffskrieg, Sabotageakte an Energieinfrastrukturen und hybride Bedrohungen zeigen: Europa muss seine Verteidigungsfähigkeit stärken und kann sich nicht allein auf die USA verlassen.
Deutschlands zentrale Lage macht es zum Schlüssel der Nachschubversorgung. Die Treibstoffversorgung für NATO-Truppen und wachsende Anforderungen an Landes- und Bündnisverteidigung erhöhen den Bedarf an flüssigen Energieträgern erheblich.
Flexible Infrastruktur für die Transformation
Moderne Raffinerien sowie leistungsfähige Speicher- und Transportinfrastrukturen bilden das Rückgrat der Versorgungssicherheit – und lassen sich in einer treibhausgasneutralen Zukunft nutzen: Biogene oder synthetische flüssige Brennstoffe können in der Regel ohne großen Aufwand in bestehenden Anlagen als Energieträger eingesetzt werden.
Denn flüssige Kohlenwasserstoffe sind nicht nur eine Übergangslösung, sie bleiben das bewährte Mittel für sichere Energieversorgung und ergänzen die Elektrifizierung dort, wo diese an Grenzen stößt – in der Luftfahrt, Schifffahrt und bei Millionen bestehender Fahrzeuge und Heizungen.
Hinzu kommt: Hybride Systeme – also Kombinationen der direkten Stromnutzung mit der Nutzung von Molekülen als Energieträger – können in vielen Anwendungen dazu beitragen, die Kosten für den Netzausbau massiv zu senken, da sie ideal geeignet sind, Spitzenlasten in Netzen zu vermeiden. Netze auf Spitzenlasten, die nur in wenigen Tagen im Jahr auftreten, auszulegen, wird teuer bleiben.
Fazit: Versorgungssicherheit braucht speicherbare Energien
Resiliente Energieversorgung benötigt speicherbare Energieträger: Kohlenwasserstoffe bleiben unverzichtbar für Deutschlands Energiesicherheit – nicht nur im Übergang, sondern auch in einer klimaneutralen Zukunft. Ihre Speicherbarkeit, Transportierbarkeit und vielseitige Einsetzbarkeit machen sie zu einem strategischen Asset für Wirtschaft, Gesellschaft und Sicherheit. Ein Rückgang der verfügbaren Produktionskapazitäten, Infrastruktur und Logistik für insbesondere flüssige Kraft- und Brennstoffe kann das dazu führen, dass die Versorgungssicherheit hierzulande bald keine Selbstverständlichkeit mehr sein wird.