Kohlenwasserstoffe sichern Resilienz

Die deutsche Kohlenwasserstoffwirtschaft deckt heute ein Drittel der inländischen Energieversorgung. Sie bleibt zentral für die Versorgungssicherheit. Doch Kohlenwasserstoffe sind weit mehr als Kraft- und Brennstoffe. Viele Industriezweige setzen sie als Grundstoffe ein. Zum Beispiel Unternehmen, die Kunststoffe, Baustoffe, Arzneimittel und Kosmetik herstellen. Andere nutzen Kohlenwasserstoffe als technische Betriebsstoffe. Dazu gehören etwa Bitumen, Wachse und Schmieröle. Diese vielfältigen Anwendungen und Einsatzfelder sichern Wohlstand, Arbeitsplätze und komplexe Wertschöpfungsketten. Von Raffinerien über Tanklager und Pipelines bis zu Tankstellen und Logistik. 

Kohlenwasserstoffe werden langfristig benötigt 

Erneuerbarer Strom allein kann nicht alle Wirtschaftssektoren zuverlässig versorgen. Deutschland braucht daher auch in einer CO2-neutralen Zukunft Kohlenwasserstoffe. Wir benötigen sie nicht bloß als Übergangslösung, sondern für viele Anwendungen langfristig. Kohlenwasserstoffe bleiben das bewährte Mittel für sichere Energieversorgung. Sie ergänzen die Elektrifizierung dort, wo diese an Grenzen stößt. In der Luftfahrt, Schifffahrt und bei Millionen bestehender Fahrzeuge und Heizungen.

Für einen resilienten Wirtschaftsstandort braucht Deutschland weiterhin einen industriellen Kern, der entsprechende Produkte herstellen kann. Ebenso nötig ist eine komplexe Energieinfrastruktur. Mit dieser können wir das Land über diversifizierte Importe versorgen. Beides können die Unternehmen unserer Branche sicherstellen. Die Kohlenwasserstoffwirtschaft ist für die Volkswirtschaft ähnlich bedeutsam wie Stahl- oder Zementindustrien. Raffinerien spielen zudem häufig eine wichtige Rolle für Standorte der chemischen Industrie, da sie essenzielle Vorprodukte lokal bereitstellen.

Kritische Infrastrukturen brauchen flüssige Energieträger 

Flüssige Energieträger sind unersetzlich für Bereiche der kritischen Infrastruktur. Sie verfügen über eine hohe Energiedichte. Zudem lassen sie sich gut speichern und transportieren. Mit Diesel betriebene Anlagen sichern zum Beispiel in Notfalllagen und bei Netzstörungen die Notstromversorgung von Krankenhäusern, Rechenzentren und Wasserwerken. In Krisen und Katastrophenlagen wird die strategische Bedeutung besonders deutlich: Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und Militär sind auf flüssige Kraft- und Brennstoffe angewiesen. Sie garantieren die Handlungsfähigkeit des Staates.

Dieser kann im Krisenfall auf bewährte Lösungen zurückgreifen. So hält der Erdölbevorratungsverband (EBV) seit 1978 strategische Reserven von mindestens 90 Tagen der jährlichen Nettoimporte vor. Rohöl, Benzin, Diesel, Heizöl und Kerosin – gelagert an etwa 140 Standorten. Im Zuge einer Krise kann das Bundeswirtschaftsministerium diese Vorräte freigeben und damit Bevölkerung und öffentliche Einrichtungen versorgen. Mit Batteriespeichern ist das technisch und wirtschaftlich nicht realisierbar.

Geopolitische Realitäten erfordern Resilienz 

Das veränderte sicherheitspolitische Umfeld seit 2022 unterstreicht, wie nötig eine resiliente Energieversorgung ist. Russlands Angriffskrieg, Sabotageakte an Energieinfrastrukturen und hybride Bedrohungen zeigen: Europa muss seine Verteidigungsfähigkeit stärken. Es kann sich nicht allein auf die USA verlassen.

Wachsende Anforderungen an Landes- und Bündnisverteidigung erhöhen den Bedarf an flüssigen Energieträgern erheblich. Deutschlands zentrale Lage macht es zu einem zentralen Baustein, wenn es etwa darum geht, die Nachschubversorgung sicherzustellen.

Flexible Infrastruktur für die Transformation 

Moderne Raffinerien sowie leistungsfähige Speicher- und Transportinfrastrukturen bilden das Rückgrat der Versorgungssicherheit. Und sie lassen sich in einer treibhausgasneutralen Zukunft nutzen. Unternehmen können biogene oder synthetische flüssige Brennstoffe nämlich häufig mit geringem Aufwand in bestehenden Anlagen als Energieträger einsetzen.

Hybride Systeme, die sowohl Strom als auch Moleküle als Energieträger nutzen, können in vielen Anwendungen dazu beitragen, den Netzausbau günstiger zu machen. Sie sind ideal geeignet, um Spitzenlasten in Netzen zu vermeiden. Denn: Es ist teuer und wird teuer bleiben, Netze auf Spitzenlasten auszulegen. Die dann nur an wenigen Tagen im Jahr auftreten.

FAZIT: Versorgungssicherheit braucht speicherbare Energien

Kohlenwasserstoffe bleiben unverzichtbar für Deutschlands Energiesicherheit. Nicht nur im Übergang, sondern auch in einer klimaneutralen Zukunft. Sie lassen sich gut speichern, gut transportieren und vielseitig einsetzen. Das macht sie zu einem strategischen Asset für Wirtschaft, Gesellschaft und Sicherheit. 

Bereits heute führt die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland dazu, dass Kapazitäten zurückgehen. Hier muss die Politik gegensteuern. Sonst wird Versorgungssicherheit in Deutschland bald nicht mehr selbstverständlich sein. 

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