Import und Handel
Energieimporte auch in Zukunft nötig
Deutschland importiert derzeit rund 70 Prozent seiner Energie. Der notwendige Ausbau von Wind- und Solarkraftanlagen wird diesen Anteil in den kommenden Jahren zwar möglicherweise sinken lassen. Energieautark wird Deutschland jedoch nicht werden können. Dafür ist das Verhältnis zwischen dem Energieverbrauch der dicht besiedelten Industrienation und den Möglichkeiten zur Gewinnung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu ungünstig. Für unser gemeinsames Ziel einer klimaneutralen Gesellschaft werden Energieimporte also auch in Zukunft unverzichtbar sein.
Der Aufbau globaler Märkte für grünen Wasserstoff und alternative flüssige Energieträger ist entscheidend: Für eine große Zahl potenzieller Erzeugerländer entstehen dadurch neue Perspektiven und gleichzeitig lassen sich einseitige Abhängigkeiten dauerhaft vermeiden.
Für eine sichere, diversifizierte und CO2-neutrale Energieversorgung brauchen wir also
- einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland,
- den Hochlauf einer internationalen Wasserstoffwirtschaft und
- eine diversere Beschaffungsstruktur.
Eckpfeiler der Versorgungssicherheit: Importe flüssiger Energieträger und Tanklager
Flüssige Energieträger sind im Vergleich zu anderen Energieträgern sehr gut transportier- und lagerbar. Die dafür notwendigen Infrastrukturen und Logistikketten sind national wie international zuverlässig sowie bewährt und in Deutschland geprägt von mittelständisch strukturierten Unternehmen. So stellen über 100 Tanklager in Deutschland diese Infrastruktur zuverlässig für Produzenten und Handel bereit. Zudem lagern sie strategische Bevorratungsmengen für Krisenzeiten und leisten so einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit.
Reserven der gesetzlich vorgeschriebenen Erdölbevorratung
Der Erdölbevorratungsverband (EBV) hält jederzeit Erdöl und Erdölerzeugnisse in Höhe der in einem Zeitraum von 90 Tagen netto nach Deutschland eingeführten Mengen vor. Das sind rund 15 Millionen Tonnen Rohöl und 9,5 Millionen Tonnen fertige Mineralölerzeugnisse. Mit Ottokraftstoff, Dieselkraftstoff, Heizöl und Flugturbinenkraftstoff werden die wichtigsten Erdölerzeugnisse unmittelbar vorgehalten; andere können durch die Verarbeitung von Rohölreserven produziert werden. Diese strategischen Reserven sind über ganz Deutschland verteilt, um auf regionale Versorgungsstörungen schnell und wirksam reagieren zu können.
Weltweite Potenziale nutzen
Global betrachtet gibt es weit mehr Potenzial für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, als weltweit auch in Zukunft nachgefragt werden wird. Das Problem ist ein anderes: Sonnen- und Windstrom können nicht annähernd zur richtigen Zeit oder am richtigen Ort erzeugt werden, um den Energiebedarf von Industrie, Gebäuden und Verkehr zu decken. Mit anderen Worten: Was nützen die besten Windstandorte etwa in Chile, Marokko oder Burkina Faso, wenn der Strom in Chinas Industriebetrieben, in E-Autos in den USA oder für Wärmepumpen in Deutschland benötigt wird?
Moleküle sind einfacher zu transportieren
Der erneuerbare Strom muss also über weite Strecken transportiert werden, und dafür eignen sich CO2-neutraler Wasserstoff und seine Folgeprodukte ganz hervorragend. Alternative flüssige Energieträger sind ebenso einfach zu speichern und zu transportieren wie das heute größtenteils importierte fossile Rohöl. Die importierte alternative Energie kann dann als Fertigprodukt direkt eingesetzt werden oder Vorprodukte können in hiesigen Raffinerien zu den benötigten Kraft- oder Brennstoffen, aber auch zu den erforderlichen Rohstoffen für die chemische Industrie oder zu Schmierstoffen weiterverarbeitet werden. Infrastruktur und Anwendungstechnologien mit hoher Verbraucherakzeptanz sind dafür in vollem Umfang vorhanden.
Internationale Handelsplattformen mit staatlicher Unterstützung wie „H2 Global“ sollten – neben Quotenvorgaben und einer an der Klimawirkung orientierten Energiebesteuerung – stärker ausgebaut werden, da sie einen wichtigen Baustein bei der Beschaffung und damit für den Markthochlauf von strombasierten erneuerbaren Energieträgern darstellen.
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Mit Beginn der neuen Legislaturperiode stehen Politik und Wirtschaft mit Blick auf den Klimaschutz vor weitreichenden Entscheidungen. Bundesregierung und Bundestag werden vor dem Hintergrund der ambitionierten nationalen und europäischen Klimaschutzziele für 2030 den bestehenden Regulierungsrahmen nochmals anpassen müssen.