Preisbildung Kraftstoffe
Die Preise für Benzin und Diesel an der Tankstelle – das ist immer wieder Thema in den Medien und vielen privaten Gesprächen. Wie setzen sich die Kraftstoffpreise eigentlich zusammen? Welche Rolle spielen Rohölpreis, Produktmärkte, Dollarkurs und Wettbewerb? Wir haben für Sie die wichtigsten Informationen zusammengestellt und stellen Ihnen diese auch als pdf zum Download zur Verfügung.
Die Kraftstoffpreise setzen sich aus drei Komponenten zusammen:
- Steuern und Abgaben
- Einkaufs- und Produktpreis
- Beschaffung und Vertrieb
Steuern und Abgaben
Mehr als die Hälfte des Kraftstoffpreises sind Steuern und staatliche Abgaben
Der größte Anteil des Kraftstoffpreises in Deutschland besteht aus Steuern und staatlichen Abgaben. Darin enthalten sind die Energiesteuern (frühere Mineralölsteuer) einschließlich der Ökosteuer und CO2-Abgabe, der Erdölbevorratungsbeitrag und die Mehrwertsteuer von 19 Prozent, die auf die Energiesteuer, den Erdölbevorratungsbeitrag, den Einkaufspreis sowie die Beschaffung- und Vertriebskosten erhoben wird. Die Mehrwertsteuer richtet sich nach dem Verkaufspreis an der Tankstelle, d.h. die absolute Höhe der Mehrwertsteuer steigt bzw. sinkt mit dem Verkaufspreis.
Während die Mehrwertsteuer beim Benzin- oder Dieselverkauf an der Tankstelle auf den Netto-Rechnungsbetrag aufgeschlagen wird, fällt die Energiesteuer schon beim Verlassen des Kraftstoffs an der Raffinerie beziehungsweise des Tanklagers an.
Einkaufs- & Produktpreis
Die Einkaufspreise beeinflussen den Kraftstoffpreis
Der zweitgrößte Anteil entfällt auf den Einkaufs- oder Produktpreis für Kraftstoff auf dem internationalen Markt.
Der Einkaufspreis für Benzin und Diesel richtet sich nach:
- der Angebots- und Nachfragesituation für Benzin und Diesel auf dem Weltmarkt. Das bedeutet, der Einkaufspreis für Benzin oder Diesel kann auch steigen, wenn der Rohölpreis unverändert bleibt. Beeinflusst wird dies nicht zuletzt durch geopolitische Ereignisse, die auch Auswirkungen auf die europäischen Handelsplätze haben können.
- dem Ölpreis, der durch Angebot und Nachfrage auf dem Weltmarkt bestimmt wird
- dem Euro/Dollar-Wechselkurs, da Rohöl und Mineralölprodukte international in Dollar gehandelt werden. Dieser Kurs beeinflusst den Einkaufspreis von Öl im Euro-Raum und damit letztlich auch den Einkaufspreis für Kraftstoffe.
Der Rohölpreis ist damit nur ein Faktor unter mehreren, die den Einkaufs- und Produktpreis beeinflussen.
Beschaffung und Vertrieb
Der kleinste Anteil des Kraftstoffpreises entfällt auf die Beschaffungskosten und Marge der Unternehmen
Dieser Preisbestandteil dient der Deckung der Kosten, beispielsweise für den Transport des Kraftstoffes zu den Tankstellen, der Marge der Tankstellenpächter, Investitionen in Umweltauflagen, Marketing und Vertrieb etc.
Zentraler Faktor: Der Wettbewerb
Preisschwankungen im deutschen Tankstellenmarkt resultieren aus einem harten Wettbewerb zwischen den Anbietern. Der Kraftstoffabsatz in Deutschland geht seit Ende der 1990er-Jahre kontinuierlich zurück. Die Anzahl der Tankstellen ist im Verhältnis zum zurückgehenden Kraftstoffabsatz allerdings nicht im gleichen Maße gesunken. Dies hat zu einer deutlichen Verschärfung des Preiswettbewerbs zwischen den Anbietern im Tankstellenmarkt geführt.
Für vollständige Transparenz der Kraftstoffpreise auf dem deutschen Markt sorgt die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe, kurz MTS-K. Seit Ende 2013 können Kundinnen und Kunden die an die MTS-K in Echtzeit gemeldeten Kraftstoffpreise über Verbraucherinformationsdienste abrufen und so den günstigsten Anbieter in ihrer Region finden.
Deutschland bei Nettopreisen im EU-Mittelfeld
Der intensive Preiswettbewerb im Tankstellenmarkt führt dazu, dass Deutschland bei den Nettokraftstoffpreisen für Benzin und Diesel – also ohne Steuern und staatliche Abgaben – in der Regel im europäischen Mittelfeld liegt.
Regionale Preisdifferenzen
Preisunterschiede zwischen einzelnen Tankstellen innerhalb einer Stadt, Region oder generell Tankstellen in unmittelbarer räumlicher Nähe entstehen dadurch, dass sich der Tankstellenmarkt in Deutschland aus einer Reihe unterschiedlicher lokaler Teilmärkte zusammensetzt. In jedem dieser Teilmärkte finden sich verschiedene Anbieter mit unterschiedlichen Preisen. Wer in seinem lokalen Wettbewerb keine dem Qualitäts- und Serviceangebot entsprechenden konkurrenzfähigen Preise einstellt, verliert Kunden und ist somit langfristig nicht wettbewerbsfähig. Insofern spiegelt sich in den unterschiedlichen Kraftstoffpreisen der harte Wettbewerb im deutschen Kraftstoffmarkt wider.
Tagesaktuelle Preisdifferenzen
Temporäre Preisunterschiede lassen sich vor allem auf wettbewerbsbedingte Anpassungen zurückführen. Die Preisschwankungen im Tagesverlauf liegen am extremen Preiswettbewerb zwischen den Anbietern in einem hochtransparenten Markt mit hoher räumlicher Kundenflexibilität. Tankkunden sind gut beraten, per Internet-Suche oder Smartphone-App nach den günstigsten Tankstellen in ihrer unmittelbaren Umgebung zu suchen.
Preisanpassung während des Tankvorgangs
Es gilt immer der Preis, der in dem Moment an der Tanksäule bzw. Zapfsäule angezeigt wird, in dem der Tankvorgang gestartet wird. Der Kraftstoffpreis bleibt während des ganzen Tankvorgangs unverändert.
Preisentwicklungen zu Ferienzeiten
Die Vermutung, zu Ferienbeginn würden die Unternehmen die Preise missbräuchlich erhöhen, lässt sich zumindest für die jüngere Zeit so nicht bestätigen. Grundsätzlich setzen sich Kraftstoffpreise, wie dargestellt, aus den Komponenten Steuern und Abgaben, Einkaufs- und Produktpreis sowie Kosten und Gewinn zusammen – das gilt während der Ferien ebenso wie zu allen anderen Zeiten des Jahres.
Vielmehr lässt sich feststellen, dass der regionale Preiswettbewerb innerhalb der Branche im Laufe der Zeit erheblich angezogen hat und die Preisschwankungen seit Beginn des neuen Jahrtausends deutlich zugenommen haben. Statt wie früher nur ungefähr einmal pro Woche, gibt es mittlerweile an jedem Tag mehrere Preisanpassungen nach oben wie auch nach unten. Das Auf und Ab der Kraftstoffpreise, die zum Teil auch durch die Nachfrage beeinflusst werden, vollzieht sich in den Ferienzeiten genauso wie außerhalb dieser Zeiträume.
Preisdifferenzen zu EU-Nachbarländern
Verantwortlich für die zum Teil deutlichen Kraftstoffpreis-Unterschiede zu Nachbarländern und darüber hinaus – wie etwa Italien – ist die uneinheitliche Steuerpolitik in Europa. Der Kraftstoffpreis-Korridor ist stark von den unterschiedlichen nationalen Energie- und Mehrwertsteuersätzen abhängig. Gut möglich ist, dass die niedrige Energiesteuern bei einigen unserer Nachbarn zum sogenannten „Tanktourismus“ führen. Allerdings werden keine statistischen Erhebungen darüber geführt, aus welchem Land Kundinnen und Kunden kommen.